„Liebe Eileen, wir kooperieren nur mit Bloggern über 20.000 Instagram-Followern“
„Schaut ihr euch denn an, ob diese Follower echt sind?“
„Nein.“
Als ich vor sechs Jahren mit dem Bloggen anfing, wusste ich nicht, dass man damit später mal Geld verdienen kann. Ich LIEBE einfach das Schreiben, das Erzählen, das Umsetzen von Ideen. Es gab damals, als ich noch im Dorf wohnte, kaum Modeblogs in Deutschland. Ich erzählte euch glaube ich schon mal, dass ich an einem Abend alle Blogposts von Anna Frost verschlang. Spiegelfotos gingen damals noch voll klar, man konnte unaufgeräumte Dinge im Hintergrund stehen lassen oder auch mal etwas unscharfe, unbearbeitete Bilder posten. Mir ging es auch um den Austausch mit Gleichgesinnten – und die hatten doch ähnliche Fotos eingestellt auf ihren Blogs, so wie ich. Wir waren uns alle recht ähnlich. Und uns verband die Lust am Kreativ sein. In unserer eigenen kleinen Bubble.
Und heute? Du brauchst ein perfektes Konzept, um zu starten. Du brauchst einen Fotografen, der die perfekten Bilder FÜR dich macht und am besten auch noch die Bearbeitung übernimmt. Du brauchst Geld, was du erstmal investierst und einen Webserver, etwas Ahnung von HTML & Co. und vor allem brauchst du Neven aus Stahl. Der eigentliche Gedanke, der mich damals zum Bloggen verleitet, geht heute leider unter. Und das macht mich traurig.
Auf einem Event letztens habe ich mich mit sehr lieben Mädels unterhalten, die ich noch nicht kannte. Wann sie denn angefangen haben zu Bloggen, wollte ich wissen. „Och, seit einem halben Jahr. Ich mache eher Instagram, aber voll viele Kunden wollen halt einen Blog, also mache ich das halt, damit es Geld gibt“ – das war die einstimmige Antwort. Und sie schockierte mich mehr, als ich erst zugeben wollte. Weil es mittlerweile sehr oft nur noch um Kohle geht. Und die Lust am Bloggen selbst dahinter verschwindet. Mit Dollarscheinen in den Augen ist der Blick nun mal getrübt. Ich hätte die Girls (allesamt tolle Mädels) am liebsten gepackt, geschüttelt und durchgewuschelt. Irgendwie fühle ich mich alt, so mit gerade mal 25 Jahren. Wie so Erwachsene, die mit dem Technikkram der Kinder nicht mehr hinterherkommen.
Ich liebe das Bloggen. Damals, wie heute. Ich finde es toll, Ideen zu entwickeln und Texte zu formulieren. Klar, ich habe Journalismus studiert und schreibe vermutlich auch lieber, als viele andere Blogger. Ich kann absolut verstehen, wenn jemand sich eher kurz fasst – oder die Worte nicht so aus dem Hirn aufs Papier wollen. Aber was ich nicht so ganz nachvollziehen kann ist, wie man so ganz ohne Leidenschaft etwas auf die Beine stellt, nur um damit das Konto zu füllen.
Aber wisst ihr was? Von Firmen und Kooperations“partnern“ wird dieses Bild leider viel zu oft gefestigt.
Ich blogge seit sechs Jahren. Ich habe also unheimlich viel Content auf dem Blog und Erfahrung gesammelt. Und wisst ihr was? Meistens bekomme ich Absagen, weil ich zu wenig Fans auf Instagram habe. Obwohl es um einen Blogpost geht. Es wird nicht geschaut, wie die Qualität der Texte ist, ob der Blog zum Kunden passt, ob die Bilder des Fotografen (Hallo Toko) grandios aussehen oder man mit seinen Worten Emotionen hervorlockt, die die entsprechende Marke weiterbringen. Es wird innerhalb von zehn Sekunden auf Instagram geschielt, die Followerzahl gecheckt – und abgesagt. Wenn überhaupt. Manchmal bekomme ich gar keine Absage auf meine Mails, weil die Leute sich zu schade sind und eh nicht mit „so kleinen Bloggern“ zusammenarbeiten wollen.
Traurigerweise checken viele Agenturen die Follower der Blogger nur oberflächlich. Gekaufte Fans, gekaufte Likes, gekaufte Kommentare – heute alles kein Problem. Ich halte davon nach wie vor nichts und würde nicht im Traum daran denken. Aber natürlich habe ich dann auch nicht die Reichweite vorzuweisen, wie andere Insta-Girls. Versteht mich nicht falsch – es gibt sehr viele grandiose Blogger, die das auch alles alleine geschafft haben und super verdient mit 60K oder 600k Followern durchs Leben gehen. Aber es gibt eben auch genug, wo man mit einfachen Mitteln und schnellen Blicken auf einzelne Bilder das Gegenteil feststellt. Juckt nur meist den Kunden nicht.
Meine 10.000 Follower sind heute nichts mehr wert. Ich finde es hingegen großartig, so viele Menschen zu erreichen. Und da reden wir nur von Instagram. Ich finde es noch viel grandioser, in den letzten sechs Jahren diverse Menschen mit Blogposts erreicht zu haben. Und wenn es sich nur um ein kleines Lächeln handelt, um einen wertvollen Tipp, einen DIY-Hack oder ein inspirierendes Outfit. So klein die Inspiration ausfallen mag – das ist nun mal der Grund, weswegen ich das Bloggen immer noch liebe. Weil ich mit meinen Worten und Beiträgen echte Menschen erreichen kann. Nur leider ist das aus Unternehmenssicht heute einfach keinen müden Cent mehr wert.
Was ich mir wünschen würde? Dass das „Bloggen“ sich wieder um den Blog als Hauptmedium dreht. Dass der Spaß, die Leidenschaft, die Arbeit die man da wirklich jede Woche erneut reinsteckt, auch etwas (!) wertgeschätzt wird. Denn wir sind mehr, als Instagram-User. Diese App ruiniert das „klassische“ Bloggen meiner Meinung nach sehr stark.
Aber ich bin ja Optimist und hoffe, dass diese krasse Instagram-Phase irgendwann etwas von ihrer Glitzer-Scheinwelt verliert. Oder – um es mit Joris zu sagen:
Ich bleibe hoffnungslos hoffnungsvoll.
Der Beitrag Was bin ich als Blogger noch wert? erschien zuerst auf Ein Zimmer voller Bilder.